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Die in Bamberg lebende Familie Claus von Stauffenbergs ist mittlerweile sechsköpfig, Sohn Franz Ludwig kommt im Mai 1938 auf die Welt und die Tochter Valérie wird im November 1940 bereits im Krieg geboren. Der Vater sieht ungeachtet dessen seine militärische Karriere nicht auf die Schreibtischarbeit in Berlin beschränkt, sondern will sich auch „im Fronteinsatz“ bewähren. Während seiner Generalstabsarbeit ist er mit den zunehmenden Konflikten zwischen den Generalen und Hitler über die Kriegsführung konfrontiert worden und muss miterleben, wie Hitler, der sich als „größter Feldherr aller Zeiten“ der gesamten Generalität überlegen wähnt, Deutschland immer tiefer in die Katastrophe hineinführt. Seine schon lange gehegten Vorbehalte gegen Hitler münden nun in konkretes Handeln. Schon vor dem Krieg hatte er seinem damaligen Wuppertaler Buchhändler gesagt, Hitler sei ein Kleinbürger, dessen Untertan er nicht sein könne. Man möge es ihm nicht als Arroganz auslegen, aber solches lasse die Tradition seiner Familie einfach nicht zu. Noch während seiner Arbeit im Generalstab hat er immer wieder versucht, die Generale und Feldmarschalle zu einer Aktion bei Hitler zu bewegen, um angesichts des immer aussichtsloser werden Kriegsverlaufs den völligen Untergang Deutschlands abzuwenden. „Die Kerle haben ja die Hosen voll oder Stroh im Kopf, sie wollen nicht“ sagt er seinerzeit zu einem Kameraden.

Im November 1942 zwingt die Landung amerikanischer Truppenschiffe unter General Eisenhower in Marokko und Algerien das Deutsch-Italienische Afrika-Korps unter Generalfeldmarschall Rommel zum Rückzug nach Tunesien. Zur gleichen Zeit werden die Anzeichen für eine Invasion amerikanisch-britischer Truppen auf dem europäischen Festland immer konkreter. Am 3. Februar 1943 gibt das „Führerhauptquartier" bekannt, dass der Kampf um Stalingrad beendet sei. In immer höherem Tempo bewegt sich  Deutschland auf den Abgrund zu. Am 3. oder 4. Februar 1943 erhält Stauffenberg die Mitteilung seiner nächsten Verwendung. Er soll in Tunis den schwerverwundeten Ia der 10. Panzerdivision ersetzen. Aus den ursprünglich geplanten drei Wochen Urlaub im Schloss in Lautlingen werden somit nur drei Tage. Noch in Berlin besorgt sich Stauffenberg die erforderliche Tropenausrüstung. Bereits am 14. Februar 1943 trifft er auf dem Gefechtsstand seiner Division ein.


Stauffenbergs Einsatz als 1. Generalstabsoffizier der 10. Panzerdivision endet am 7. April 1943 auf folgenschwere Weise. Während des Rückzuges werden Teile seiner Division von Jagdbombern angegriffen. Stauffenberg dirigiert die Bewegung der Fahrzeuge stehend in seinem Horch-Kübelwagen, als sein Wagen von vorne von einem Tiefflieger beschossen wird. Stauffenberg wirft sich aus dem Wagen auf den Boden, liegt mit dem Kopf auf den Händen und wird getroffen. Der Arzt einer fremden Einheit, der mit seinem Sanitätswagen zufällig vorbeikommt, leistet erste Hilfe und veranlasst den Transport zum Hauptverbandplatz. Von dort wird Claus Graf Stauffenberg ins Feldlazarett 200 nach Sfax an der tunesischen Küste gebracht. Stauffenberg ist sehr schwer verletzt. Die rechte Hand wird über dem Gelenk amputiert, der kleine und der Ringfinger der linken Hand und das linke Auge müssen ebenfalls amputiert werden. Am rechten Knie wird eine Streifschusswunde behandelt. Nach drei Tagen bringt ein Sanitätsauto Stauffenberg in das Kriegslazarett 950 nach Tunis-Carthago.

Bild links: Fronteinsatz in Afrika: Der Divisions-kommandeur der 10. Panzer-Division, General-major Freiherr von Broich, und sein ersten Generalstabsoffizier (Ia), Oberst-leutnant i. G. Stauffenberg, am 20. Februar 1943 auf dem Gefechtsstand im Bahnhof Kasserine/Tunesien. Bild rechts: Stauffenberg nach seine schweren Verwundung mit Kindern, Nichten und Neffen während seines Genesungsurlaubs im Sommer 1943 in Lautlingen. Links Sohn Heimeran, rechts daneben Tochter Valerie und ganz rechts Sohn Franz Ludwig.

Noch bis zum 12. April hat die Familie Stauffenbergs keinerlei Nachricht von den tragischen Ereignissen erhalten. Sein Rücktransport nach Deutschland erfolgt über Livorno nach München, wo er am 21. April in der Abteilung II des Reservelazaretts in der Lazarettstraße aufgenommen wird. Erst am Karfreitag, dem 23. April 1943, sieht Stauffenbergs Frau Nina ihren Mann zum ersten Mal wieder. Anfang Mai besucht ihn der Bruder seiner Mutter, Nikolaus Graf Üxküll, am Krankenbett und dringt auf seinen Neffen ein, sich der Umsturzbewegung, die mittlerweile weite Kreise erfasst hatte, anzuschließen – noch ohne Erfolg. Bei einem zweiten Besuch des Onkels wird Claus Graf Stauffenberg zugänglicher, indem er sagt, da die Generale bisher nichts erreicht hätten, müssten sich nun die Obersten einschalten.

In der Folgezeit erhält Stauffenberg einen Besuch nach dem anderen, Verwandte, Freunde und Kameraden kommen an sein Krankenlager. Von diesen Besuchern wird berichtet, Stauffenberg sei noch tatendurstiger und ehrgeiziger als vor der Verwundung und er sei von dem inneren Feuer eines Menschen erfüllt, der die Aufgabe seines Lebens vor sich sehe. Seiner Frau Nina sagte er: „Weißt du, ich habe das Gefühl, dass ich jetzt etwas tun muss, um das Reich zu retten.“ Nach der Entlassung aus dem Lazarett ist er im Genesungsurlaub in Lautlingen, seine gesundheitliche Wiederherstellung schreitet erstaunlich rasch voran. Während Stauffenbergs Fronteinsatz in Afrika und der Zeit bis zur Wiederaufnahme seines Dienstes ist die Erhebung gegen Hitler auf vielen Ebenen soweit fortgeschritten, dass jederzeit mit einem konkreten Attentat auf „den Führer und Reichskanzler“ gerechnet werden kann. In politischen und militärischen Kreisen wird unter dem Decknamen „Walküre“ fieberhaft ein Staatsstreich vorbereitet, durch den der Diktator und die Führung der NSDAP beseitigt, der Krieg beendet und eine neue Staatsordnung zum Tragen kommen kann. Mehrere Versuche, Hitler zu töten, waren bereits gescheitert oder konnten wegen kurzfristig sich ändernden Umständen nicht ausgeführt werden.

Am 1. Oktober 1943 tritt Oberstleutnant i. G. Graf Stauffenberg seinen Dienst als Chef des Stabes unter General Olbricht im Allgemeinen Heeresamt in Berlin an; die Dienststelle untersteht dem Chef der Heeresausrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Fromm. Spätestens seit August hatte sich der nun Kriegsversehrte fest zur aktiven Teilnahme am Umsturz entschlossen. Seine Frau Nina bemerkte in dieser Zeit auffallende Veränderungen an ihrem Mann und sprach ihn darauf an, dass er wohl „Verschwöreles“ spiele, was Stauffenberg bestätigte. Bereits seit Dezember 1941 gab es unter den Bezeichnungen „Walküre“ und „Rheingold“ Pläne der Wehrmacht für die Ersatzgestellung von Truppen an die Ostfront. Im folgenden Frühjahr wurden die Pläne als „Walküre I“ und „Walküre II“ detailliert ausgearbeitet, auch Stauffenberg war im Sommer 1942 – vor seinem verhängnisvollen Fronteinsatz in Afrika – bereits mit den „Walküre“-Befehlen befasst gewesen. Er gehörte schon damals zu jenem kleinsten Personenkreis, der diese Befehle bearbeiten durfte. Keine Dienststellen und einzelne Personen außerhalb der Wehrmacht durften von den Absichten und Vorarbeiten etwas erfahren. Die „Walküre“-Befehle lagen vorbereitet in verschlossenen Umschlägen als „Geheime Kommandosache“ in den Panzerschränken der entscheidenden Dienststellen der Wehrmacht. Auch Polizei und Geheime Staatspolizei durften nichts darüber erfahren.

Die Hauptquartiere der Reichsführung liegen im Sommer 1943 im Gebiet der Masuren in Ostpreußen. So „Mauerwald“ als Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres, das Hauptquartiers des Reichsaußenministers von Ribbentrop, „Hochwald“ und „Robinson“, die Hauptquartiere von Himmler und Göring und schließlich auch die „Wolfschanze“, das sogenannte „Führerhauptquartier“ nahe bei Rastenburg, das Hitler am 14. Juli bezieht.


Claus Graf Stauffenberg wird am 1. April 1944 zum Oberst i. G. befördert, zu einem Zeitpunkt, als sein künftiger Arbeitsplatz bereits feststeht. Am 20. Juni tritt er die neue Verwendung als Generalstabschef im Oberkommando des Heeres an. Dieser Dienstposten ist eine Generalstelle, was eine baldige Beförderung in den Generalstand erwarten lässt. Für den weiteren Verlauf der Umsturzplanung ist Stauffenbergs neuer Posten von entscheidender Bedeutung. Längst hatte er sich dazu entschlossen, das Attentat auf Hitler persönlich auszuführen, auch unter Hingabe des eigenen Lebens. Sowohl seine Familie wie auch der Kreis der an der Erhebung gegen Hitler Beteiligten wissen dies. Nun, als Generalstabschef, hat Stauffenberg direkten Zugang zu Hitler.

Oberst i. G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg (im Bild links) am 15. Juli 1944 beim Eintreffen Hitlers vor der "Lagebaracke" im Hauptquartier "Wolfschanze" bei Rastenburg. An diesen Tag ist ursprünglich das Attentat auf Hitler vorgesehen. In Berlin wird bereits durch Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim die "Walküre" Marschbereitschaft für die Heeresschulen angeordnet. Stauffenberg ist fest entschlossen, Hitler auch ohne die Anwesenheit von Himmler und Göring zu töten. Darüber wird er jedoch von mitverschworenen Generalen im Unklaren gelassen, die zum Teil auf der Tötung auch Himmlers und Görings zusammen mit Hitler bestanden hatten. Stauffenberg muss daher aus der "Wolfschanze" mehrere lange Telefonate mit Berlin führen. Als er sie beendet, ist die Lagebesprechungen mit Hitler bereits zu Ende gegangen.

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